Weiter geht die Fahrt zur anderen Seite der Baustelle. Für das Fotografieren sind die Lichtverhältnisse auf der Hotelseite schwieriger. Die Sonne wirft in die mehrere Meter tief ausgebaggerte Böschung tiefe Schatten. Die offenen Seiten sind dagegen strahlend hell beleuchtet und angenehm warm.
Auf dem Tisch ausgebreitet liegt die große Bauzeichnung. Nach diesem Plan sind die Eisenstäbe zu einem Käfig zusammenzurödeln. Mit der langstieligen Rödelzange werden die vorbereiteten Stäbe mit dünnen Drähten verbunden und zu großen rostigen Käfigen zusammengebaut.
Wie ein alter griechischer Tempel erstrahlen die Stützsäulen in der winterlichen Sonne. Ob die alten Griechen auch schon solch präzise Planungsunterlagen hatten?
Damit ich bei diesen Gedanken nicht aufs falsche Gleis gerate, richte ich meine Blicke nach oben. Die Weißhelme stimmen die nächsten Aktionen ab. Der Polier zeigt, wie der richtige Schnitt geführt wird.
Im Schatten der Säulen geht das Planen, Sortieren und Rödeln weiter. Große rote Schalungselemente werden an die Seiten der fertigen Stahlkäfige gehoben. Ein Mann verschwindet hinter Gittern und steigt hinab in den Käfig. Findet er mit einem lila Faden wieder aus dem Labyrinth heraus?
Bildergalerie Brücke Niedernhausen – Stäbe Teil 1
Währenddessen werden von zarter Hand dicke Bretter angeliefert. Aufmerksam inspizieren zwei Leute vom Bau die Ladung auf dem Sattelschlepper. Auf der Ladefläche werden an einer Seite Ketten und Gurte in Position gehalten. Auf der anderen Seite wird das gleiche Geschirr am Haken des Kranes befestigt. Der junge Kranführer drückt auf die Knöpfe seiner Konsole und lautlos gleiten die hellen Bohlen durch die Luft.
An den hellgelben Säulen vorbei sind unten die aus dem grauen Beton herausragenden Enden der Moniereisen zu sehen. Zwischen den rostbraunen Eisenstangen bieten sich verwirrende Perspektiven.
Offener ist dann wieder die freie Sicht auf die in luftiger Höhe am Haken hängenden Schalungsplatten. Der große Betonklotz ist durchgehärtet und kann von den restlichen Schalungssegmenten befreit werden. Auch sie werden vom Untendreher auf dem Luftweg nach oben an ihren Lagerplatz befördert.
Bildergalerie Brücke Niedernhausen – Stäbe Teil 2
Die Einschalung auf der anderen Seite steht noch fest an ihrem Platz. Dort ist wohl noch etwas zu kontrollieren. Aus unterschiedlichen Richtungen treffen sich prüfende Blicke an dem eingeklemmten Balken. Mit dem Brecheisen gelockert und mit vereinter Kraft herausgehoben gibt er den Blick frei auf die glatten Kanten. Jetzt noch schnell den Besen schwingen, dann können wir einpacken und alles ist prima.