Bildergalerie Söl

Die Perlenkette der friesischen Inseln haben wir von den ostfriesischen bis zu den nordfriesischen Enden schon mehrmals bereist. Vor etlichen Jahren waren wir schon einmal auf der Insel der Dekadenz.

In diesem Frühjahr haben wir ein zweites Mal versucht, deren natürliche Schönheiten uns zu erschließen. Ich hoffte, den Vogelzug rund um das Rantumbecken sehen zu können. Im März sollte doch die richtige Zeit sein für abreisende Wintergäste und ankommende Sommergäste. Auf die sonstigen Gäste waren Jutta und ich weniger gespannt.

Nach DB-typisch turbulenter Anreise hat Jutta das uns fremde E-Auto in dunkler Nacht sicher wie immer an das südliche Ende der Insel chauffiert.

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne von leicht bewölktem blauem Himmel. Den Leuchtturm von Hörnum hatten wir in den Vorjahren von den beiden Nachbarinseln Amrum und Föhr schon gesehen. Jetzt standen wir in seiner Nähe und schauten zu ihm hinauf.

Ein heftiger Wind mit bis zu sechs Windstärken wehte aus Südwest. Der Wind blies den feinen Sand kniehoch über den Strand. Das Fächergitter an der Mole diente als fester Halt für verwacklungsfreies Fotografieren. Die Kapuze des Mantels bot Schutz vor Wind und Sand. Auf der Seeseite ist der Wind noch heftiger zu spüren. Fast möchte man sich anleinen.

Am nächsten Tag hingen dunkle Wolken über dem Watt. Der Wind zeichnete Muster auf das flache Wasser. Auf dem Deich des Rantumbeckens stemmten wir uns gegen die heftigen Böen. Auf dem kabbeligen Wasser und den kleinen Betoninseln bestimmten wir die ersten Wasservögel. Blässhühner, Pfeifenten, Eiderenten, Sing- und Höckerschwäne, Kormorane, verschiedene Strandläufer und Austernfischer konnten wir erkennen. Ein Fischer prüfte seine Reusen und wir kehrten bei aufklarendem Wetter zurück zu unserem Auto.

Ein neuer Tag begrüßte uns mit Sonne und Wind. Eine Silbermöwe wies uns den Weg zum Roten Kliff bei Kampen. Quer durch die Dünen führte der Weg hinüber zum Strand. Vor anrollenden Wellen flüchtete ich zu den steilen Klippen. Den kleinen Leuchtturm auf der Seeseite im Rücken richtete sich der Blick zum großen Pendant auf der Wattseite.

 

Bildergalerie Südkap und Rantumbecken

Südkap und Rantumbecken

Unsere Umrundung des Südkaps begannen wir an diesem schneeweißen reetgedeckten Friesenhaus. Der Leuchtturm wies uns den Weg um den südlichsten Strand der Insel. Die beiden großen Nachbarinseln waren in der glänzenden Nordsee schemenhaft am Horizont zu erkennen. Die steile Abbruchkante der Dünen ist da schon deutlicher zu sehen gewesen.

Während die Jungmöwe noch im Strandgut stöberte, war der Altvogel auf seiner Futtersuche schon erfolgreich. Den rot-weiß-roten Leuchtturm im Blick ging es weiter zum Mittagstisch von Silbermöwe und Sanderling. Stabmuschel und Krabbe waren sicher nicht so begeistert. Die Eiderenten waren da schon etwas weiter. Hunderte von ihnen dümpelten satt vor der Einfahrt zum Hafen von Hörnum. Ein Fischerboot fuhr ständig unter Land hin und her, quer durch den ganzen Entenhaufen.

Am nächsten Tag näherten wir uns über das Deichkreuz dem nördlichen Randtumbecken. In den vorgelagerten Wiesen mit den Entwässerungsgräben trafen wir die uns vertrauten Graugänse an. Zu ihnen gesellten sich einige Blässgänse mit ihren weißen Gesichtern. Wie immer hielten die Gänse gebührenden Abstand und beobachteten aufmerksam unsere Annäherung.

Von der Deichkrone konnten wir im Schlick Lachmöwen, Brandgänse, Spießenten und in einiger Entfernung nun auch den Knut beobachten. Im Schilf äugte der Graureiher nach Beute und über uns huschte der Große Brachvogel hinweg. Noch weiter oben am blauen Himmel kreisten Gänse in Formation. In der Ferne war der große Backsteinturm von St. Severin zu sehen. Auf unserem Rückweg sahen wir dem Kiebitz bei seinen eleganten Flugmanövern zu. Im Hintergrund rasteten auf den Feuchtwiesen Schwärme von Weißwangengänsen.

 

Bildergalerie Historische Kirchen

Historische Kirchen

Der rote Kirchturm von Keitum diente auch uns als Landmarke, wie in früheren Zeiten den Seeleuten. Die Kirchturmruine auf Pellworm gleicht diesem Turm und soll aus derselben Zeit stammen. Bei einem früheren Besuch der Insel Pellworm hatten wir uns dort Turm und Kirche angesehen. Alte Kirchen suche ich gerne auf und bestaune die bewundernswerten Kunstwerke früherer Handwerksmeister.

In Keitum war die evangelische Kirche mit einem Trauergottesdienst belegt. Wir fuhren weiter zur kleineren Kirche St. Martin in Morsum. Der Sockel der Mauern ist aus Granit errichtet. Darauf sind die Mauern des Kirchenschiffs aus Backstein. Chor und Apsis sind aus Tuffstein. Die Buntglasfenster in der Apsis sind neuzeitlich. Die Kirche hat keinen Turm. Etwas abseits steht ein hölzerner Glockenstapel. Dessen einzige Glocke wird heute noch per Hand geläutet. Errichtet wurde der Kirchenbau in romanischer Bauperiode, urkundlich 1240 erwähnt. Die sichtbaren Maueranker sind jüngeren Datums.

In einer aktuell beliebten TV-Krimiserie ist St. Martin in vielen Szenen ein etwas verfremdeter, aber interessanter Schauplatz gewesen.

In Keitum steht die Kirche auf der höchsten Erhebung der Sylter Geest. Sie ist nach dem Kölner Bischof St. Severin benannt. Auf dem Hügel soll in vorchristlicher Zeit eine Weihestätte der germanischen Göttin Freya gewesen sein. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt auch aus dem Jahr 1240. Der Sage nach soll Knut der Große, ein nordischer König, um 1017 die Bausteine für diese und drei andere Kirchen herbeigeschafft haben. Die Kirche auf Pellworm zählt auch dazu. Mit modernen Untersuchungsmethoden wurde die Errichtung des Dachstuhls auf etwa 1216 datiert.

Das Kirchenschiff entspricht der Bauweise der Morsumer Kirche. Der spätgotische Turm wurde um 1450 erbaut. Der Taufstein wird auf das 12./13. Jahrhundert datiert. Der prächtig geschnitzte Altar vermutlich von einem norddeutschen Meister des späten Mittelalters gefertigt. Die Kronleuchter stammen aus dem 17. Jahrhundert und sind Stiftungen von Kapitänen. Die Deckenbemalungen sind Ende des 19. Jahrhunderts von einem Sylter Künstler ausgeführt worden.

 

Bildergalerie Seeräuberküste und Ellenbogen im Nebel

Seeräuberküste und Ellenbogen im Nebel

Am nächsten Tag fuhren wir wieder zur westlichen Seeräuberküste. Anfangs hatten wir trockenes und sonniges Wetter. Anders als vor einigen Tagen benötigten wir dieses Mal nicht den angesagten gastronomischen Ostafrika-Shuttle. Ohne viel Aufhebens sammelte uns die junge Fahrerin in strömendem Regen auf und beförderte uns zu unserem Auto.

Die große Silbermöwe patrouillierte am Spülsaum auf der Suche nach einer Mahlzeit. Draußen vor der Küste war der rote Kutter unterwegs. Der Meeresvogel war erfolgreich. Ob der Fischer es auch war, konnten wir nicht erkennen. Vor uns lagen die Schätze der Nordsee ausgebreitet und verlockten zum Aufsammeln.

Es war noch ausreichend Zeit, um den Norden der Insel zu erkunden. Dort oben fuhren wir über die einzige Mautstraße in Richtung Ellenbogen. Vom Parkplatz ging es durch die mit Gräsern und Heidekraut bewachsenen Dünen zum Strand. Da drüben war Dänemark als schmaler Streifen am Horizont zu sehen. Am Himmel zogen dunkle Wolken auf. Es wurde Zeit, zum Auto zurückzukehren. Den kleinen Leuchtturm zur Rechten und die stachlige Schafspassage zur Linken erreichten wir noch rechtzeitig unser Auto.

Unsere Exkursion zum nördlichsten Punkt Deutschlands brachen wir ab. Auf der Heimfahrt peitschten heftige Böen den kalten Regen gegen die Autoscheiben. Dichtes Schneetreiben wechselte sich mit Regen, Graupel, Blitz und Donner ab. Nur Glatteis fehlte noch in der Sammlung.

Weiter südlich klarte das Wetter auf. In die lange Schlange vor der elitären Kupferkanne in Kampen mochten wir uns nicht einreihen. Unterwegs konkurrierte der schwarz gegurtete weiße Leuchtturm von Kampen mit den weiß gebänderten schwarzen Rindern auf der Weide. Im gemütlichen Café in Keitum gab es heißen Tee mit Kluntje und ein großes Stück Kuchen. Im Hörnumer Hafen posierte eine junge Silbermöwe im Sonnenlicht und die Eiderenten tauchten nach Futter. Gegen Abend nahm ich den Leuchtturm von Hörnum auf den Haken.

Den neuen Tag wollten wir nutzen, am Ellenbogen doch noch den nördlichsten Punkt der Insel zu erreichen. Das abgetrennte Armgelenk, welches im Heidekraut zu liegen scheint, ist nicht gemeint gewesen. Ebenso interessant waren die Moose und Flechten inmitten der Heide. Die wilde Rose zeigte die ersten hellgrünen Blätter.

Im Aufstieg durch die an dieser Stelle hohen Dünen kamen uns von See her immer dichter werdende Nebelschwaden entgegen. Die große Wanderdüne war schon nicht mehr zu erkennen. Zur Orientierung schaute ich zurück und blickte nach vorn, wo Jutta auf der nächsten Düne zu erkennen war.  Von der Spitze der Düne war das Meer zu hören aber nicht zu sehen. Eine Frau kam vom Strand zum Übergang herauf, um sich wieder zu orientieren.

Wir merkten uns diese Stelle und stiegen hinunter zum Meer. Die Nordsee rollte in kleinen Wellen an den Strand. Der Horizont verschwamm im Dunst, die Sonne war als milchiger Fleck am Himmel zu erahnen. Silbermöwe und Alpenstrandläufer standen herum. Die Vögel hatten wohl keine Starterlaubnis.

Es gab wenig zu sehen, wir kehrten um und unsere Spuren verloren sich im Nebel.

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März 2023